Gebet für Verstorbene?

Im 12. Kapitel des 2. Makkabäerbuches wird die Schlacht bei Adullam geschildert. Dabei fielen ziemlich viele Israeliten. Als nach der Schlacht die Toten bestattet wurden, fanden die Überlebenden bei einigen heidnische Amulette. Sie betrachteten darum den Tod ihrer Waffengefährten als Strafe Gottes. Es heisst dann weiter in der Bibel, die Überlebenden priesen Gott, den gerechten Herrn und Richter, der das Verborgene ans Licht bringt. Alsdann wandten sie sich zum Gebet und flehten, dass die begangene Sünde gänzlich vergeben werden möchte. Der edle Judas ermahnte das Volk, sich vor der Sünde zu hüten. Dann veranstaltete er eine Sammlung unter seinen Leuten und brachte 2000 Drachmen zusammen. Diese sandte er nach Jerusalem, damit ein Sühnopfer dargebracht würde. Mit diesen Worten ist ganz deutlich gesagt, dass es für die Verstorbenen einen Zustand gibt, in dem wir ihnen mit unseren Gebeten und Opfern zu Hilfe kommen können.

Als Reaktion auf meine Aussage, dass uns die Bibel nirgends auffordert für Tote zu beten, sind einige Briefe eingegangen, die wie im obig teilweise zitierten auf 2. Makkabäer 12 verweisen. In der Bibel finde sich eben doch ein Beispiel und damit eine Anweisung zur Fürbitte für Verstorbene. Ich bleibe trotzdem bei meiner Behauptung; denn das Buch der Makkabäer gehört nicht zum biblischen Kanon.

Wie kann man das so bestimmt sagen?

Die Bibel selbst sagt es uns: In Römer 3,2 lesen wir, dass Gott den Juden die göttlichen Aussprüche - das ist das Alte Testament - anvertraut hat. Wollen wir also wissen, welches die göttlichen Aussprüche sind, dann müssen wir uns an die Juden wenden. Die Juden nun haben seit jeher nur den Kanon gekannt, den wir heute noch in den hebräischen Bibelausgaben besitzen. Die Makkabäerbücher haben sie nie als heilige Schrift anerkannt, ebensowenig die sogenannte "Weisheit Salomos", den "Gesang der drei Männer im Feuerofen", "Susanna im Bad", etc., die man in katholischen Bibelausgaben findet. Erst im tridentinischen Konzil, das von 1545-63 tagte, erklärte die Katholische Kirche genannte und noch einige andere apokryphe Bücher für kanonisch. Aber eben das zu tun, steht nicht der Kirche zu. Gott hat den alttestamentlichen Kanon den Juden anvertraut. Was diese als Kanon bewahrt haben, ist allein verbindlich.

Alle diese apokryphen (das heisst wörtlich "verborgenen") Bücher sind in der Zeit zwischen den Testamenten entstanden und gehören nicht zur Bibel. Gerade das aus dem 2. Makkabäerbuch angeführte Zitat ist der schlagende Beweis, dass das Buch nicht Wort Gottes sein kann: Es vertritt Ansichten, die im Widerspruch zur Bibel stehen. Darum kann es nicht von Gott selbst inspiriert sein, denn Gott widerspricht sich selbst nicht.


Beantwortet von: Benedikt Peters
Quelle: Aus dem Buch 3 x 100 Fragen zur Bibel (Schwengeler Verlag, 2003)