Liebt Gott alle Menschen gleich?

Unser Pastor hat gesagt, Gott liebe die wiedergeborenen Christen mehr als die Nichtchristen. Ausserdem lesen wir in der Bibel, dass Gott Esau hasste, und dass auch Jesus einen Lieblingsjünger hatte. Wie verträgt sich das mit der Überzeugung, Gott liebe alle Menschen gleich?

Liebt Gott alle Menschen gleich?

Man kann auf Johannes 3,16 verweisen und sagen, Gott habe aus Liebe zur ganzen Welt seinen Sohn für sie dahingegeben. In dem Sinn ist Gottes Liebe für alle gleich: Sie wird allen gezeigt und allen angeboten.
Nun sagt aber die Bibel tatsächlich, dass Gott in seiner Liebe Unterschiede macht. In Psalm 87,2(3) steht der interessante Satz: "Gott liebt die Tore Zions mehr als alle Wohnungen Jakobs." Warum wohl? Weil in Zion sein Haus stand. Gott war in ganz Israel an nichts so gelegen wie an seinem Wohnort. Er wachte eifersüchtiger über ihm als über jedem an deren Haus in Juda und Israel. Mehr Liebe heisst hier mehr Aufmerksamkeit.
Wir dürfen daher sicher sagen, dass Gott seine Kinder mehr liebt als alle anderen; er wacht eifersüchtig über ihnen, bewahrt sie, züchtigt sie. Paulus kann daher in 1. Timotheus 4,10 sagen, dass Gott wohl ein Erhalter aller Menschen sei, besonders aber der Gläubigen. Das können wir auch so umschreiben, dass er die Gläubigen mit besonderer Liebe umhegt und erhält.

Ich meine, dass wir jetzt auch verstehen, was jener Satz in Maleachi 1,2+3 bedeuten soll: "Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst." Jakob erwiderte die göttliche Liebe, Esau nicht. Daher wurde Jakob zum Gegenstand göttlicher Fürsorge und zum Empfänger der Verheissungen. Esau hingegen wurde wegen seiner abweisenden Haltung Gott gegenüber - Hebräer 12,16 nennt ihn nicht umsonst einen "Ungöttlichen" - von Gott beiseite- oder hintenangestellt. Das bedeutet nämlich hier "hassen".

Der Jünger den Jesus liebte

Noch ein Wort zum "Lieblingsjünger" Jesu. Einen solchen hatte der Herr nicht, obwohl man das oft hört. Johannes, der Verfasser des Evangeliums, spricht von sich selbst als dem "Jünger, den Jesus liebte" (13,23; 21,20). Er drückte damit einfach aus, was ihn, Johannes, besonders bewegte: "Der Herr Jesus liebte sogar einen Mann wie mich!" Darüber konnte er sich nicht genug verwundern. Aber Johannes wusste auch, dass Jesus alle Jünger in gleicher Weise liebte. Davon spricht er in 13,1: "Da er die Seinigen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende." Und der Herr sagte kurz vor seiner Gefangennahme allen Jüngern - Judas hatte sie inzwischen verlassen -: "Der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich geliebt und geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin" (Johannes 16,27). Dieser Satz macht deutlich, dass der Vater die Seinen alle gleich liebt, aber dass diese besondere Liebe nur denen gilt, die seinen Sohn geliebt und an ihn geglaubt haben.


Beantwortet von: Benedikt Peters
Quelle: Aus dem Buch 3 x 100 Fragen zur Bibel (Schwengeler Verlag, 2003)